Das Jahr 2023 geht zu Ende und es ist die Zeit gekommen, auf das vergangene Jahr am Aktienmarkt zurückzublicken und einige der spektakulären Flops zu analysieren, die Anleger erlebt haben. Das Jahr 2023 war geprägt von Höhen und Tiefen, von vielversprechenden Hoffnungen auf rasches Wachstum bis hin zu enttäuschenden Verlusten bei Blue-Chips. In diesem Kontext stellt sich die wichtige Frage: Lohnt es sich, in Unternehmen zu investieren, die im Jahr 2023 enttäuscht haben? Gibt es möglicherweise spannende Einstiegschancen, um von einer möglichen Erholung zu profitieren, oder sollten Anleger diese Unternehmen lieber meiden?
Schauen wir uns die Ausgangslage bei Bayer, Sea Limited, 3M, PayPal und VW etwas genauer an. Gibt es hier die Chance auf einen Turnaround oder sollten sich Anleger Ende 2023 endgültig von den Aktien verabschieden?
Die besten Aktien für 2024 finden
Bayer
Die Bayer Aktie fällt im laufenden Jahr um rund 33 %. Rückblickend hat sich der Aktienkurs in den letzten fünf Jahren halbiert, so zeigt der folgende 5-Jahres-Chart. Die Bayer Aktie ist massiv angeschlagen. Die charttechnische Ausgangslage ist eingetrübt. Der Abwärtstrend ist intakt und mit neuen Verlaufstiefs zum Jahresende scheinen Short-Positionen vielversprechender als auf einen spekulativen Turnaround zu wetten. Anleger, die operativ weiter an Bayer glauben, warten hier besser eine Bodenbildung ab.
Bayer bleibt dennoch ein führendes Unternehmen in der Agrar- und Pharmaindustrie. Dennoch sieht sich das deutsche Traditionsunternehmen gegenwärtig mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. In den USA laufen zahlreiche Rechtsstreitigkeiten gegen Bayer, die zu erheblichen Rückstellungen in Milliardenhöhe geführt haben. Ein weiterer Rückschlag war das Ende einer klinischen Studie zu Asundexian, einem wichtigen Wirkstoff in der Unternehmens-Pipeline. Dies stellt Bayer vor schwache Wachstumsaussichten und eine schwächelnde Profitabilität in den kommenden Quartalen. Die hohe Nettoverschuldung von über 38 Milliarden Euro stellt zusätzliche finanzielle Belastungen dar. Dies begrenzt Bayers Möglichkeiten zur Stärkung seiner Pharma-Division durch Fusionen und Übernahmen.
Obwohl die Bayer-Aktie im November 2023 auf dem Papier günstig erscheint, hat das Unternehmen in den letzten Jahren an Qualität verloren. Im Dezember 2023 heißt es somit (noch) „Finger weg von der Bayer Aktie“.
Sea Limited
Der einst gehypte Corona-Wert Sea Limited verliert an Schwung. Im laufenden Jahr mussten die Anteilsscheine des südostasiatischen E-Commerce-Unternehmen rund 30 % abgeben. Vom Allzeithoch hat die Aktie fast 90 % ihres Werts verloren. Doch möglicherweise sehen wir nach einer massiven Überbewertung nun eine Übertreibung nach unten.
Seit dem massiven Abverkauf im August 2023 bewegt sich die Sea Limited Aktie in einer konsolidierenden Range. Hier konsolidiert die Sea Limited Aktie aktuell unweit des massiven Supports bei rund 35 $. Eine Umkehr könnten Anleger im Sinne eines Range-Trades handeln. Um nachhaltig einen Turnaround zu bewerkstelligen, sollte die Sea Limited Aktie zunächst über 47 $ ausbrechen. Dann würde sich das Chartbild erneut aufhellen.
Nach Veröffentlichung der letzten Quartalszahlen erlebte die Aktie einen deutlichen Kursrückgang. Dies geschah aufgrund eines stark nachlassenden Wachstums. Der Markt reagierte negativ auf das einstellige Wachstum. Zusätzlich gab es erneut einen Wechsel in der strategischen Ausrichtung. Zuvor lag der Schwerpunkt auf Profitabilität, jetzt wird wieder verstärkt auf Wachstum gesetzt. Diese Inkonsistenz und mangelnde Kohärenz tragen nicht zur Stärkung des Vertrauens am Markt bei.
Dennoch erscheint die Sea Limited Aktie mittelfristig spannend. Das Unternehmen hat gezeigt, dass es starkes Wachstum erreichen kann. Darüber hinaus hat es kürzlich bewiesen, dass die eigenen Geschäftsmodelle trotz einiger Probleme profitabel skalierbar sind. Nun muss sich Sea Limited im Wettbewerb u.a. mit TikTok stellen.
Der AI-Score von AltIndex vergibt übrigens eine starke Kaufempfehlung. Alternative Daten zeigen ein bullisches Sentiment und ordnen auch den Geschäftsausblick als überaus vielversprechend ein.
3M
Im Verlauf dieses Jahres konnte das Unternehmen bereits einen Großteil der Klagen in Bezug auf Ohrstöpsel und Wasserverunreinigung durch verschiedene Vereinbarungen beilegen. 3M steht jedoch weiterhin vor bedeutenden Herausforderungen, da das Wachstum ins Stocken geraten ist und Prozessrisiken den Cashflow vernichten.
Das Unternehmen steht vor erheblichen finanziellen Verpflichtungen von mindestens 16 Milliarden Dollar in zwei laufenden Großverfahren in den USA. Aufgrund einer Nettoverschuldung von fast zwölf Milliarden Dollar und hohen Ausschüttungen an Aktionäre von über 3 Milliarden Dollar jährlich fehlt Kapital, um in die Zukunft des Unternehmens zu investieren. Mögliche Maßnahmen könnten eine Dividendenkürzung oder -streichung sowie Kosteneinsparungen durch Entlassungen und die Abspaltung der Gesundheitssparte sein. Dennoch ist die 3M Aktie weiterhin hochriskant, hier gibt es wohl bessere Alternativen.
AltIndex-Daten indizieren ebenfalls keinen bevorstehenden Turnaround. Der AI-Score vergibt ein Sell-Rating, das Sentiment ist schwach und auch der Ausblick für das Geschäft von 3M macht nicht wirklich Hoffnung.
Eines der wenigen Argumente für die 3M Aktie ist eine historisch günstige Bewertung, die die 3M Aktie mit einem KGV von unter 12 bewertet. Das langfristige Chartbild bleibt stark eingetrübt, erst über 129 $ könnte man hier von einer deutlichen Trendwende sprechen.
PayPal
Alternative Daten-Insights des KI-Tools AltIndex zeigen ein deutlich verbessertes Sentiment. Der Wegpage-Traffic zog zuletzt an, was auf steigende Umsätze hindeutet. Der Geschäftsausblick wird moderat bewertet.
Auch technisch befinden wir uns trotz untergeordneter Aufwärtsbewegung noch nicht wieder in einem langfristigen Aufwärtstrend. So gibt es noch keine langfristige, nachhaltige Trendumkehr. Hier sollten Anleger einen Sprung über 77 $ abwarten.
Zu Beginn der Pandemie verzeichnete PayPal ein beeindruckendes Wachstum, doch dieses wurde später durch ansteigende Inflation ausgebremst. Dies führte zu einem Rückgang der Aktienkurse. Denn die Bewertung preiste ein weit überdurchschnittliches Wachstum für die kommenden Jahre ein. PayPal strebt jedoch weiterhin in den kommenden zehn Jahren ein jährliches Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent an. Trotz vorübergehender Schwierigkeiten aufgrund einer Bereinigung Post-Pandemie und einer sich verschlechternden makroökonomischen Lage eröffnen sich langfristige Möglichkeiten durch verstärkte Bemühungen zur Steigerung der Margen.
Mit einem aktuellen KGV von unter 15 und einem KUV von 2,4 ist die PayPal Aktie historisch günstig bewertet. Auch im Hinblick auf die mehreren hundert Millionen Nutzer hat die PayPal Aktie Chancen auf einen Turnaround. Weiterhin achten Anleger auf die wachsende Konkurrenz durch ApplePay und Co., während die Margenentwicklung mittelfristig eine deutliche Trendwende zeigen muss, um eine erneut höhere Bewertung zu rechtfertigen.
VW
Die VW Aktie fällt im laufenden Jahr um rund 6 %. Rückblickend gab es sogar in den letzten fünf Jahren eine negative Performance von -19 %. Für eine nachhaltige Trendwende und einen Aufwärtstrend ist es noch deutlich zu früh. Allerdings bewegt sich die VW Aktie aktuell am unteren Ende der jahrelangen Range. Hier könnte sich somit ein Range-Trading anbieten.
Eine schwache Margenentwicklung und schwächelnde Nachfrage bei den wichtigen E-Autos trüben die Zukunftsaussichten für VW ein. Doch Volkswagen hat im Sommer das “Performance Programm” vorgestellt, um die Kosten bis 2026 um zehn Milliarden Euro zu reduzieren und die Umsatzrendite fast zu verdoppeln. Obgleich solche Bemühungen nicht neu sind, bleibt abzuwarten, ob der Markt die VW-Aktie nach und nach anders bewertet und sie durch erste Erfolge im Jahr 2024 anders einschätzt. Bis dahin könnten Anleger an der Seitenlinie verharren.
Aktien professionell analysieren – so gelingt’s
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